Was ist das Alevitentum und was bedeutet es?
- islamalevi
- 3. Juli 2016
- 6 Min. Lesezeit
Zunächst soll die Abstammung des Begriffs des Alevitentums näher erläutert werden, um diesbezüglich Klarheit zu verschaffen.
Die Auswertung liegt uns anhand den ältesten sowie zuverlässigsten Quellen vor. Diesen Quellen nach stammt der Begriff „Alewi“ (türkisch: „Alevi“) von dem Namen des Imam Ali bin Ebi Talib (der Sohn des Ebu Talibs). Der Name des Heiligen Imams Ali Bin Ebi Talib ist die Stütze und Quelle für das Alewitentum.
Im Folgenden möchte ich euch mitteilen, seit wann die Begriffe „Alewi“ oder „Alewiten“ existieren sowie in welcher Bedeutung sie in den nachstehenden Quellen verwendet werden.
Der sunnitische Sprachwissenschaftler mit arabischen Wurzeln, Ebu Abdirrahman el-Halil bin Ahmed bin Amr el-Ferâhidi (el-Furhûdi) ist im Jahre 100 nach dem Auswanderungskalender(*) in Basra (im Irak) geboren und zwischen den Jahren 170 - 175 nach dem Auswanderungskalender gestorben. Dieser Gelehrter hat in seiner Literatur „Kitâb-ul Ayn“ das Wort „Alewi“ definiert. Darin führt er ein Beispiel mit Hilfe des Namen „Adey“ auf und weist auf den letzten Buchstaben „Y“ (arabisch: „ ي “) hin. Grund für seinen Hinweis liegt in der schweren Aussprache der arabischen Namen mit Endung „-y“. Hier lag die Problematik vor, eine Zugehörigkeit zu zeigen, da der Buchstabe „Y“ sonst doppelt ausgesprochen werden müsste. Dies erschwert die Aussprache erheblich (Bsp. würde „Adey“ zu „Adeyiyi“ werden).
Um die Zugehörigkeit zu diesem Namen zu ermöglichen, hat man den letzten Buchstaben „Y“ durch ein „waw“ (arabisch: „ و “) ersetzt. Somit werden die Zugehörigen zu dem Namen nicht „Adey“ sondern „Adewi“ genannt. Somit hat er verdeutlicht, dass die Zugehörigen des Heiligen Imams Ali Bin Ebi Talib, deswegen als „Alewiten“ bezeichnet werden. Das heißt, eine Person, die als Nachkomme nach dem Namen Ali benannt wird, wird „Alewi" genannt und nicht „Aleyiyi“, wie sonst üblich. (Quelle: „Kitâb-ul Ayn“ von Ebu Abdirrahman el-Halil bin Ahmed bin Amr el-Ferâhidi (el-Furhûdi), Band 2, Seite 217)
Der arabische Sprachwissenschaftler Ebu Abdirrahman el-Halil bin Ahmed bin Amr el-Ferâhidi (el-Furhûdi) hat in der oben genannten Literatur (Band 2, Seite 247) folgendes erläutert:
„Und der Name Ali: ein aktiv Handelnder mit dem Namen Ali wird „Aliyu“ gelesen, wenn jemand zu diesem Namen als Nachkomme zugehört, wird er als „Alewiyu/Alewi“ genannt.“
Andere Sunnitische Gelehrte, die der arabischen Sprache mächtig waren und geschätzt wurden, gaben diesbezüglich die gleiche Auskunft. Hierzu einige Beispiele:
(*) (türkisch: „hicret takvimi“; beginnt ab dem Zeitpunkt der Auswanderung des Propheten Muhammeds von Mekka nach Medina. Nach dem muslimischen Kalender beginnt hier das Jahr 0; ca. das Jahr 622 nach dem christlichen Kalender)
In diesen aufgeführten Quellen, werden auch Personen, die dem Namen „Umeye“ zugehören, werden als „Emewiyu/Emewi“ genannt. In diesem Fall wird der im Namen „Umeye“ vorhandene Buchstabe „Y“ mit „waw“ ersetzt. Hier liegt die gleiche Problematik wie bereits oben aufgeführt vor (siehe oben).
In der muslimischen Welt haben die Gelehrten in ihren Büchern zur Geschichte und Religionslehre die Nachkommen des Imam Ali als „Alewi" bezeichnet. Beispielsweise wurde der Sohn des Imams Muhammed el-Baqir und die Enkelkinder als Alewi genannt. Diese Bezeichnung wurde genauso für die Nachkommen der zwölf Imame des Ehli Beyt verwendet.
Die angesehensten muslimischen Gelehrten haben in ihren Quellen den Namen „Alewi“ auch in einer anderen Bedeutung verwendet. Hier wurde der Begriff der Alewiten zum Ersten mal mit der Religion in Verbindung gebracht. Diese Bezeichnung übertrug sich auch auf die Menschen, die die Nachfolge des Imam Ali, welcher durch den Propheten Mohammed persönlich ernannt wurde, akzeptierten. Die Gelehrten haben in ihren Quellen eben diese Menschen als „Alewite“ bzw. „Alewiten“ genannt. Die im Rahmen dieser Quellen bezeichneten Alewiten standen in keiner Verwandtschaft zu Imam Ali.
Im Ergebnis wurde der Name Alewi in manchen Quellen den Personen gewidmet, die in Verwandtschaft zu dem Imam Ali bin Ebi Talib standen. (1*)
In diesen Quellen wurden gleichzeitig auch jener als Alewite bezeichnet, der vom Imam Ali bin Ebi Talib die Lehren des Islam annahm, diese umsetzte, ihm verbunden war und ihn als Wegweiser anerkannte. (2*)
Verwandte und Nichtverwandte Alewiten des Imam Ali, welche ihm verbunden waren, besitzen in jeglicher Hinsicht die islamischen Werte. Das Alewitentum bedeutet, die Erziehung und Lehren des Islam von den zwölf Imamen Ehli Beyts als das Grundelement anzunehmen.
Ehli Beyt und ihre Bedeutung
Die wörtliche Übersetzung von Ehli Beyt heißt die „Angehörigen des Hauses des Propheten Muhammed“.
Die Ehli Beyt setzt sich aus fünf Personen zusammen. Ehli Beyt besteht aus dem Propheten Muhammed (s. a. a. s.), dem Imam Ali bin Ebi Talib, der Tochter des Propheten und gleichzeitig Ehefrau des Imam Ali Fatima sowie die Enkelkinder des Propheten aus der Ehe des Imam Ali und seiner Frau Fatima Hasan und Hüseyin. (3*)
Der Name Ehli Beyt komm in der Sure (Kapitel) Ahzab, Vers 33 vor. Nach diesem Vers hat der erhabene Gott Ehli Beyt in jeder Hinsicht sündenfrei und rein ernannt. Nach diesem Vers ist Ehli Beyt vollkommen und unschuldig. Nach diesem Vers ist Ehli Beyt fern von Lügen, Hinterhältigkeit, Unzuverlässigkeit, Bevorzugung, Habgier, Grausamkeit und jeglichem Übel.
Der Prophet Muhammed hat seinen Ehli Beyt und den Koran als Nachfolger sowie Wegweiser für sein Volk nach seinem Tod bestimmt. (4*) Der Prophet Muhammed hat erstmals ein Schulsystem eingeführt, welches nach seinem Tod von den Ehli Beyt Imamen als Lehrer des Korans als Lehrbuch fortgeführt werden sollte. Während der Zeit der zwölf Imame waren die Alewiten die Schüler sowie Absolventen dieser Islamschule.
Die zwölf Imame und ihre Bedeutung
Der Prophet Muhammed wollte, dass nach seinem Tod die zwölf Nachfolger, Befehlshaber über das Volk an die Staatsmacht kommen. (5*) In der islamischen Schule der Ehli Beyt ist die Identität der zwölf Nachfolger, Befehlshaber bekannt. Diese zwölf Imame (Nachfolger, Befehlshaber) stammen aus dem Ehli Beyt ab. Obwohl die zwölf Imame zahlenmäßig bei 12 lagen, war ihr Weg dennoch stets ein einziger.
Der Wille des Propheten Muhammed, dass die zwölf Imame nach seinem Tod über das Volk die Staatsführung übernehmen, ist hinsichtlich Erziehung und Bildung sehr wichtig. Das vom Propheten anfangs aufgebaute System der Erziehung und Bildung sollte in der gleichen Qualität weitergeführt werden. Für die vollkommene und reine Umsetzung wurden die zwölf Imame als Lehrer auserwählt.
Die zwölf Ehli Beyt Imame lebten nacheinander rund 250 Jahre unter dem Volk. Während dieser Zeitspanne wurde das Alewitentum ausgelebt und weiterentwickelt. Die Grund- und Kernelemente des Alewitenutms wurden in der Zeitspanne von 250 Jahren erschaffen und vollendet. Betrachtet man diese Entwicklung, so hat der Prophet Muhammed zunächst die Grundschule gegründet, die nach seinem Tod von den zwölf Imamen bis zur Universität fortgebildet wurde.
Dass der Koran für alle Muslime/Menschen im Hinblick auf Alter, Intelligenz und Entwicklung angemessen gelehrt wird, war nur in einer Zeitspanne von 250 Jahren möglich gewesen. Nur in solch einer langen Zeitspanne war es möglich, die über tausende Jahre hinweg gelebte Kultur zu verändern. Ich möchte nun die vor der islamischen Zeit ausgelebte Kultur anhand von Beispielen darstellen:
Die Situation der Frauen und die Heiratsformen: In der vorislamischen Zeit gab es unterschiedliche Heiratsformen. Die erste Form des Ehelebens ist das uns heute bekannte religiöse Eheleben. Derjenige, der eine Ehe mit einer Frau eingehen möchte, geht zunächst zu den Eltern der Frau und hält um ihre Hand an. Die zweite Form: Der Ehemann schickte seine Frau zu einem anderen Mann, um die Zeugung eines Kindes mit diesem zu bezwecken, damit es die Intelligenz sowie andere vorzügliche Charaktermerkmale besitzt. Die dritte Form der Ehe bestand darin, dass höchstens zehn Männer mit der gleichen Frau verkehrten. Nachdem ein Kind aus diesen Beziehungen hervor ging, ließ die Frau die Männer, mit denen sie zusammen war, zu sich kommen. Alle Männer, die mit ihr zusammen waren, mussten anwesend sein. Aus diesen Männern suchte sich die Frau einen Vater für ihr Kind aus. Die vierte Form: Eine Frau hing eine Fahne vor ihrer Haustür auf, die zeigen sollte, dass sie eine Prostituierte war. Jeder willige Mann konnte mit ihr zusammen sein. Wenn die Frau schwanger wurde und gebar, suchte sich die Frau einen beliebigen Mann als Vater für ihr Kind aus, der mit ihr vorher zusammen war. Die fünfte Form: Ein Mann hält um die Hand der Tochter oder der Schwester eines anderen Mannes, im Gegenzug erhält dieser wiederum die Tochter oder Schwester des jeweils anderen. Diese Ehe erfolgte ohne Geldleistungen. Die sechste Form: Der Sohn konnte eine der Ehefrauen seines verstorbenen Vaters heiraten. Also konnte er seine Stiefmutter heiraten. Die siebte Form: Ein Mann bietet seine Frau einem anderen Mann an und erhält im Gegenzug dessen Ehefrau. Die Ehefrauen wurden somit ausgetauscht. Die achte Form: Nachdem ein Vater gestorben ist, wurden seine Ehefrauen jeweils an die Stiefsöhne vererbt. Der Sohn hatte die Wahl, mit seiner Stiefmutter zu heiraten oder sie freizulassen. (6*)
Neugeborene Mädchen wurden lebendig begraben oder sonst wie umgebracht (dazu gibt uns der Koran im Kapitel Tekwir Vers 8-9: „wenn das Mädchen, das (nach der Geburt) verscharrt worden ist, gefragt wird, wegen was für einer Schuld man es umgebracht hat“).
Frauen wurden zur Sünde gezwungen: Und zwingt eure Sklavinnen nicht zur Prostitution, wenn sie ein ehrbares Leben führen wollen, nur um die Güter des irdischen Lebens zu erlangen. Werden sie aber (zur Prostitution) gezwungen, dann wird Allah gewiss nach ihrem erzwungenen Tun Allvergebend und Barmherzig (zu ihnen) sein. (Kapitel Nur, Vers 33).
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